Nikolaus Lenau
Die Gemeinde Lenauheim liegt im westlichen Teil des Kreises Temesch, 45 km von der Stadt Temeschburg entfernt, in der Banater Tiefebene und erstreckt sich auf einer Fläche von 123 km². Zu dem Gemeindebund, mit dem Gemeindezentrum Lenauheim, gehören die Orte Bogarosch und Grabatz. Die Gemeinde ist mit der Kreishauptstadt, durch eine Landstraße, Lenauheim -Hatzfeld – Temeschburg verbunden, sowie ein Eisenbahnanschluss mit einem Bahnhof am Rande von Lenauheim.
Die Gemeinde hat 5432 Einwohner, größten teils Rumäner. Die Vergangenheit der Gemeinde verliert sich im Nebel der Geschichte und die Herrschaft der Türken über das Banat, löschte jedwelche Spur der alten Siedlung. Die Anerkennung des Banates durch das Kaiserreich Osterreich war entscheidend für die Umstrukturierung des Gebietes.
Als Initiatorin der Ansiedlung des Banates mit Deutscher Bevölkerung, wird die Tschechin, Kaiserin Theresia, durch ihren Erlaß vom 25. Februar 1763 betrachtet. Für die Entstehung der neuen Ortschaft war Landesadministrationsrat Franz Wilhelm von Hildebrand verantwortlich. Im Jahre 1767 vom Frühjahr bis im Herbst wurden 202 Wohnhäuser, eine Schule und ein Pfarrhaus erbaut. So kam Leben in die neue Niederlassung, die den Namen Cetad erhielt, ebenso wie die alte Niederlassung die in der Zeit der Ottomanischen Herrschaft zerstört wurde. Die Deutschen Kolonisten, die 1767, aus dem Westen des Deutschen Reiches gebracht wurden, waren keine kompakte Gruppe.
Es kamen 44 Familien aus Trier, 43 Familien aus Luxemburg, 32 Familien aus Lothringen, 24 Familien aus Westfalen, 21 Familien aus dem Saarland, 19 Familien aus der Pfalz und 7 Familien aus Rheinhessen. Die restlichen 12 Familien kamen aus anderen Gebieten des Reiches. Im Jahre 1777 wurde ein stattliches Gebäude, mit einem Obergeschoß, als Verwaltungszentrum, fiir ein Gebiet das 25 Ansiedlungen umfaßte, erbaut. Am 13. August 1802 wurde im Obergeschoss des obengenannten Finanzverwaltungsgebäudes, das dritte Kind des Kameralbeamten Franz von Niembsch und seiner Frau Theresia Maigraber geboren und von Pfarrer Josef Gruber auf den Namen Franz Nikolaus getauft. Das erste Kind der Eheleute Niembsch, Magdalena wurde am 12. Dezember 1802 auf dem älteren Teil des Friedhofes beerdigt.
Der Grabstein von Magdalena wurde 1934 von dem Bildhauer Franz Bohn wiedergefunden und befindet sich zur Zeit in dem obengenannten stattlichen Gebäude, das zu einem Gedenkhaus (Museum) an Nikolaus Lenau umgestaltet wurde. Im Januar 1803, wurde Franz von Niembsch nach Deutsch Bokscha versetzt und seine Frau befand sich mit den Kinder im April bei ihrer Mutter in Ahen. Nikolaus Lenau lebte nur die ersten Monate seines Lebens in seinem Geburtsort. Am 24. Dezember 1820 wurde dem Vater des Franz von Niembsch der Adelstitel von Strehlenau wieder anerkannt, nach dem Herkunftsort der Familie aus dem preußischen Schlesien Strehlen. Im Jahre 1830 befindet sich der Dichter in Wien und wählte sich aus seinem Adeligen Namenszug den Verschwörerischen Namen -LENAU- um der Zensur des Mettenüchs zu entkommen. Die Tore Österreichs verschließen sich jedem Fortschritts und es setzte sich ein Terrorregime ein. Österreich wandelt sich in ein „Gefängnis“. Lenau wandert durch die Reichsuniversitätszentren Wien, Breslau und Heidelberg. Er versucht Verse zu schreiben, schreibt sich zum Recht ein, wechselt auf Philosophie, läßt das Agronomiestudium zu Gunsten des Medizinstudiums fallen, ohne seine Studien zu beenden.
Das erste Gedicht, gezeichnet mit N.Niembsch wird im Jahre 1828 in Wien veröffentlicht. Eine kleine Erbschaft ermöglicht ihm ein bescheidenes Alltagsleben. Lenau fühlte sich wohl in Wien. Er fühlte sich liebevoll umschwärmt, von seiner Aufopferungsvollen Schwester, von der geistigen Anregung des Österreichischen Dichters Anastasius Grün und seinen Freunden. Ferner wird sein erster Gedichtband gedruckt. Eine zerrissene, schmerzdurchfürchte Seele offenbarte hier in gedämpften Tönen ihr individuelles Leid an der Welt. Sehnsuchtsvolle Trauer ist die Grundstimmung des empfindsamen Lenau, dem ein grüblerischer Zug angeboren ist. Der Dichter flüchtet mit seinem Weh in die Natur, in deren Symbole er fühlend und denkend einschmilzt. Enttäuscht von Europa, entschließt Lenau, im Herbst des Jahres 1832, sich in dem legendären freiheitlich republikanisch gesinnten Amerika niederzulassen. Der Kontakt zu der amerikanischen Realität enttäuscht ihn zutiefst, was den Dichter dazu bewegte, gebrochenen Geistes die „Neue Welt“ zu verlassen. Im Sommer des Jahres 1833, als Lenau nach Europa zurückkehrte, war er allseits bekannt. Sein erster Gedichtband hatte einen großen Erfolg, sowie auch die Neuauflagen in den Jahren 1834 und 1837. Nach Versuchen in verschiedenen anderen Themengebieten, erscheint im Jahre 1838- der zweite .Gedichtband mit dem Titel “ Neue Verse“. -Es wird weiterhin ein Romanzenzyklus „Johannes Zizka“ von natürlicher Schönheit veröffentlicht. Der Höhepunkt seiner dichterischen Leistungen sollte die Gedichtfolge „Die Albigenser“, abgeschlossen im Jahre 1842, sein. Sein Zusammenbruch kam ganz plötzlich und rasch. Krisen folgen und das Denkvermögen verdunkelt sich. Mit zweiundvierzig Jahren nimmt die Dichterkraft ein Ende. Luzifer, Prometheus, und Ahasner bleiben unvollendete Werke. Als sich letztendlich im Frühling des Jahres 1848 die demokratische Revolution in Wien .entfachte, befand sich Lenau im Oberdoblinger Sanatorium bei Wien, wo auch später der begnadete rumänische Dichter Mihai Eminescu eingeliefert wurde.
Lenau verstarb im August 1850, doch hat er sich in seinem Werk ein unvergängliches Denkmal gesetzt, dass uns durch die Größe der Gedanken, auch heute noch ergreift und mitreißt und uns Wahrheit, Freiheit und Menschlichkeit als höchste Güter verteidigen lehrt. Die Werke Lenaus erfreuen sich in Rumänien einer großen Verbreitung. Im Banat blieb ihm der Bekanntheitsgrad über geschichtliche Veränderungen und über alle Jahre hinweg bewahrt. In Temeschburg und Lenauheim wurden im Jahre 1975 seitens der Internationalen Lenaugesellschaft sein 173. Geburtstag gefeiert. Zu dieser Feier, erscheint in Temeschburg ein Band mit Übersetzung, mit dem Titel „Glasul vantului“ (Die Stimme des Windes).
Das Andenken an Lenau wurde und wird noch immer, von den Einwohner dieser Gemeinde bewahrt.
Am 12. Juni 1903 wurde das Lenaudenkmal errichtet, das sich im Vorgarten des Bürgermeisteramtes befindet.
Die Gemeinde wurde am l. Januar 1926 auf den Namen LENAUHEIM umbenannt. Das alte Finanzverwaltungsgebäude wurde in ein Lenaumuseum umgewandelt, wo man hunderte Ausstellungsstücke aus dem Leben und den Werken des Dichters sehen kann. In den angrenzenden Räumen sind Trachtenpuppen in schwäbischer Tracht, das innere einer deutschen Wohnung, sowie Haushaltsgeräte ausgestellt. Jährlich wird das Museum von mehreren tausend Besucher aus dem In- und Ausland besucht. Wir laden Sie alle herzlichst ein, auf einer Rumänienreise, die Gemeinde Lenauheim, wo der große Dichter, der in seinen wunderschönen Gedichten die Natur, die Liebe, die Sehnsucht der unterdrückten Völker nach Freiheit beschrieb, zu besuchen.